Nr. 10 / Mai 1999

















Gästebuch


10

Stäbler/Miyata: Karas.Krähen

[edition ZKM/Wergo]

[fs] Wenn Götter zürnen, dann wälzen manche Steine, andere schmiedet man an Fels, oder man färbt Vögel schwarz. Die asiatische Mythologie sieht das anders, da geleitet die Krähe die Sonne um den Erdball, stiftet aber auch Nacht und Schatten, also wieder etwas negatives. Inmitten dieser symbolischen Spannung lösen sich die scharfen Schreie, umhüllt vom hohen Zirpen der Zikaden wirken sie wie in gleißendes Sho-Silber getaucht, untermalt von japanisch-öffentlicher Betriebsamkeit. Anschließend eröffnet Mayumi Miyata mit ihrem eindringlich-assoziativen Sho-Mundorgel-Spiel eine zeremonielle Welt ritueller Schönheit, die der Natur entfließt und mit "Palast des Schweigens" ihren neuen technisches Definitionsbereich erhält: Eine hoch explosive Flut von Tönen am Anfang gleitet mit Bestimmtheit ruhig atmend hinüber zu Heftigkeit und Ruhe, zu Geschwätzigkeit und Schweigen, und dies mit einer Überzeugungskraft, die sich nicht allein dem virtuosen Spiel verdankt.

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch