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Stäbler/Miyata:
Karas.Krähen
[edition ZKM/Wergo]
[fs]
Wenn Götter zürnen, dann wälzen manche Steine, andere
schmiedet man an Fels, oder man färbt Vögel schwarz. Die
asiatische Mythologie sieht das anders, da geleitet die Krähe
die Sonne um den Erdball, stiftet aber auch Nacht und Schatten,
also wieder etwas negatives. Inmitten dieser symbolischen Spannung
lösen sich die scharfen Schreie, umhüllt vom hohen Zirpen
der Zikaden wirken sie wie in gleißendes Sho-Silber getaucht,
untermalt von japanisch-öffentlicher Betriebsamkeit. Anschließend
eröffnet Mayumi Miyata mit ihrem eindringlich-assoziativen
Sho-Mundorgel-Spiel eine zeremonielle Welt ritueller Schönheit,
die der Natur entfließt und mit "Palast des Schweigens"
ihren neuen technisches Definitionsbereich erhält: Eine hoch
explosive Flut von Tönen am Anfang gleitet mit Bestimmtheit
ruhig atmend hinüber zu Heftigkeit und Ruhe, zu Geschwätzigkeit
und Schweigen, und dies mit einer Überzeugungskraft, die sich
nicht allein dem virtuosen Spiel verdankt.
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