Nr. 11 / Februar 2000

















Gästebuch


Pop inside the Stud Farm and other curiosities

Die englische Band Hefner

Von Markus Zinsmaier



A little pepper with your sugar every once in a while, just to keep things vigorous? Hefner

 

Nein, sie brauchten bislang keine ausgeklügelte Studiotechnik, die drei Mitglieder von Hefner, ihres Zeichens wahre Meister der Reduktion. Popmusik mit vier Akkorden? Ja, aber mit dem Gespür für das Essentielle, für Melodie und Refrain, für intelligente Texte, Sätze, kleine Geschichten die einen durch den Tag begleiten. Nach einem schönen ersten Album [»Breaking god’s heart«, 1998] und einem phantastischen zweiten Album [»The Fidelity Wars«, 1999] soll das dritte Album, für das bereits alle Stücke geschrieben sind, gänzlich anders werden. Vorbei also die kraftgeladene Mixtur aus an den Buzzcocks, den Modern Lovers, Jam und an den frühen Undertones geschulten Poptunes mit vielsinnigen Texten? Vielleicht gar stattdessen elektronische Spielereien, wofür eine der momentanen Lieblingsbands des Sängers, Gitarristen und Songschreibers Darren Hayman stehen würde, handelt es sich doch um niemanden anderen als unser aller Lieblinge Mouse on Mars?
LEESON unterhielt sich mit dem Frontman von Hefner vor ihrem Auftritt im Kölner Tunnels.

Leeson: Es gibt da diese immer wieder kolportierte Geschichte, dass ein Auftritt von Billy Bragg, den du vor Jahren gesehen hast, dir Lust gemacht hat, selber Musik zu machen. Ist das wahr?
Darren: Ja, irgendwie schon. Aber es kamen natürlich noch alle möglichen anderen Dinge hinzu. Das was ich damals an Billy interessant fand, war, dass er ebenfalls wie wir aus dem extrem unhippen Essex kommt. Letztlich, dass jemand von dort, wo ich herkomme Musik machte und zudem noch darüber sang. Das war etwas, was ich zuvor nicht gekannt hatte. Es brachte mich dazu ebenfalls mit einem englischen Akzent singen zu wollen, zudem über die Dinge, die sich in meinem Umfeld abspielten.

Im März sind Hefner als Support bei der Violent-Femmes-Tour mit dabei:

20.3.
München
Babylon

21.3.
Stuttgart
Longhorn

22.3.
Neu Isenburg
Hugenottenhalle

23.3.
Nürnberg
Hirsch

24.3.
Berlin
Kesselhaus

26.3.
Köln
Live Music Hall

27.3.
Bielefeld
PC 69

Leeson: Wenn man sich eure beiden Platten anhört, dann fällt auf, dass viele Einflüsse aus den Achtzigern [Buzzcocks, Jam, Untertones etc.] stammen. Würdest du das auch so sehen und liegt das vielleicht daran, dass das der musikalische Background war, mit dem du aufgewachsen bist?
Darren: Ich denke ja... Ich denke, dass einen die Zeit, in der man aufgewachsen ist, in der man seine ersten Platten gekauft hat, als Teenager und dann mit Anfang Zwanzig, am stärksten beeinflusst.
Leeson: Gehörten Jonathan Richman und die Modern Lovers auch zu diesen Einflüssen?

Darren: Ich mag Jonathan Richman sehr gern, aber um ehrlich zu sein, eigentlich begann ich mich erst für ihn zu interessieren, als eine Vielzahl von Leuten begann uns zu erzählen, dass wir ein bisschen wie Jonathan oder die Modern Lovers klingen würden. So bin ich zu seinen Alben gekommen und ich habe festgestellt, dass eine unserer ersten Singles tatsächlich – Ton für Ton – wie »Roadrunner« klingt.

Leeson: Ein weiterer Punkt, der einem beim Anhören eurer Platten und Songs geradezu ins Gesicht springt, ist, dass ihr einen sehr großen Wert auf Einfachheit legt, etwas was heutzutage in der Popmusik fast verloren gegangen ist?
Darren: Ja, das stimmt. Wir machen das zum einen, weil es sich so von vielen anderen Sachen unterscheidet, zum anderen weil das auch der Herangehensweise entspricht die wir beim Hören von Platten selber schätzen. Die Platten, die ich kaufe und die ich höre strahlen ebenfalls diese Schlichtheit aus.

Leeson: Was hältst Du von elektronischer Musik?
Darren: Sehr viel. Eine meiner absoluten Lieblingsbands momentan ist Mouse on Mars. Ich habe im letzten Jahr sehr viel elektronische Musik gehört, leider weiß ich noch nicht wie ich diese Einflüsse in meine Musik einbauen kann. Auf unserem letzten Album haben wir bei »Don’t flake out on me« so eine kleine elektronische Spielerei untergebracht, aber das war auch schon alles ...
Jan von Mouse on Mars habe ich kürzlich in London kennengelernt; wir wurden vorgestellt und er sagte, dass er schon einmal etwas von uns gehört hat, worauf ich erwiderte: Vergiss doch Hefner! Lass uns lieber über Mouse on Mars reden ...

Leeson: Noch ein paar Worte zum nächsten Hefner-Album?
Darren: Das nächste Hefner-Album, das bereits komplett geschrieben ist, wird ein bisschen mehr Zeit in Anspruch nehmen. Es wird ein Popalbum sein, das ein Lächeln auf die Gesichter der Hörer und Hörerinnen zaubern wird ... Vielleicht wird die Instrumentierung etwas vielfältiger ausfallen. Auf jeden Fall wird es Bläsersätze geben. Es geht doch nichts über eine anständige Brass section ... Auch möchte ich vielleicht ein paar Gastsänger oder Sängerinnen haben. Ich habe die Zusammenarbeit mit Gina [Birch, früher »Raincoats«, heute »Hangovers« Anm. d. Verf.] sehr genossen. So wie der Song mit ihr klang [»Don’t flake out on me«], ungefähr in diese Richtung soll das neue Album gehen. Vielleicht wird es auch ein paar elektronische Einflüsse geben. Auf jeden Fall möchte ich, dass das Album ein paar Leute vor den Kopf stößt, vielleicht sogar ein paar Hefner-Fans verschreckt, dafür interessant wird für andere Leute, die bislang mit Hefner nichts am Hut hatten.

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch