Nr. 11 / Februar 2000

















Gästebuch


9

Woodbine: Woodbine

[Domino/Zomba]

[mz] Was für ein Debüt! Die englischen Woodbine – seit Mitte der Neunziger Jahre in Birmingham zugange – und ihre 11-track lange psychedelische Klangreise gehören zu den Highlights der letzten Monate. Fragil-narkotische Gitarrenlinien, dezente Feedbackattacken und Beats und die betörende Stimme von Sängerin Susan Dillane ziehen einen in ihren Bann; ganz ähnlich wie vor ein paar Jahren Birminghams Space-Age-Kinder Broadcast – von denen ja nun endlich [!] ein neues Album erscheinen soll. Statt Stereolab und Space-Age-Sounds stehen bei dem Trio Woodbine neben stilvoller Lo-Fi-Psychedelic von Barrett bis Drake aber ganz andere Referenzen vor der Proberaumtüre: Die längst verblichenen Shop Assistants kommen einem da in den Sinn, die schönste aller unbekannten englischen 80s-Psychedelic Bands Revolting Paint Dream oder Woodbines labelmates Pram, nebst Jesus & Mary Chain im Duett mit Mazzy Star. All das geschieht jedoch unter dem Vorzeichen von einer Art Lo-Fi-Folk: Schlicht, verspielt und gerade deshalb um so reizvoller. Kaum das Eröffnungsstück »Mound of Venus« und die »Bahh Bahh Bahh«-Chöre vernommen und es ist um einen geschehen: Man taucht ein in diese Platte wie in eine neue Liebe und möchte sie fortan nicht mehr missen. Lauscht spröden, lieblich vorgetragenen Zeilen wie »I think Iive fucked up again« [»Neskwik«] oder Verwünschungen à la »Have a heart attack!« [»Classical«], bevor »Outer Circle« [»Looking round, smoking brown, talking jungle, round & round«], der heimliche Hit neben »Mound of Venus«, und das gezupfte »Wake up sleeping« einen nach 48 außergewöhnlichen Minuten entlassen.

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch